Folge 67 – Märchenkunde: Peep
Shownotes
Es war einmal… Rapunzel, deren Kleider zu eng werden, weil sie offensichtlich schwanger ist. Dornröschen, die schlafend vom Prinzen vergewaltigt wird und Zwillinge zur Welt bringt. Und Rotkäppchen, das seine Kleider ablegt und nackt zum Wolf ins Bett steigt. Von diesen pikanten Details ist in den Grimm-Märchen nicht mehr viel übrig. FSK 18 sind sie bestenfalls wegen ihrer Grausamkeit (wie wir in unserer Folge 25 besprochen haben). Bei den schlüpfrigen Details haben die Grimms ordentlich den Rotstift angelegt, schließlich sollten die Märchen kindgerecht sein und das biedermeierliche Bürgertum in seinen Lesezirkeln nicht erröten lassen. Die Urfassungen der Märchen hatten diesen Anspruch nicht, denn sie waren keineswegs für Kinderohren gedacht. Entsprechend eindeutig geht es darin zur Sache. Und auch wenn die Grimm-Märchen viel unschuldiger daherkommen, lassen sich für sie zahlreiche sexuelle Deutungen finden: Dornröschens Spindel wird zum Phallus, Rotkäppchens Kappe zum Hinweis auf ihrer Menstruation und der Turm von Rapunzel ebenfalls zum Symbol für das männliche Geschlechtsteil. In dieser Märchenkunde dreht sich alles um genau diese Deutungen. Auf Grundlage unseres Märchenstunde-Märchens "Rotkäppchen" (Folge 66) schauen wir uns an, welche sexuellen Anspielungen in Märchen enthalten sind und wie sie gedeutet werden. Außerdem werfen wir einen Blick auf Sexualität im Märchen im Allgemeinen und betten das Ganze, ihr kennt es, in den zeitgeschichtlichen Kontext ein. Dabei stoßen wir auf das Problem mit dem Male Gaze und auf so interessante Fragen wie: Hat der Froschkönig der Königstochter schon am Brunnen ein eindeutig sexuelles Angebot gemacht? Wurde Schneewittchen rituell entjungfert? Und maßt sich der Wolf an, nun auch die Schwangerschaft für das Patriarchat zu beanspruchen?
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- Musik: Archivproduktion des musikhistorischen Studios der Deutschen Grammophon Gesellschaft, "Quartett für Blockflöte, Oboe, Violine und Continuo G-Dur", Georg Philipp Telemann, 1.Satz (Intro) und 3. Satz (Outro).
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